Ein Symbol der Ruhe,
Kontemplation und Beständigkeit

Wonnenstein mag heute den Anschein erwecken, ein kleines Landklösterlein zu sein. Doch es hat historisch und kulturell eine grosse, fast 650-jährige, regionale Bedeutung.

Die Anfänge

Die Anfänge von Wonnenstein als Beginen-Gemeinschaft gehen ins frühe 13. Jahrhundert zurück. Diese lebte in einer Höhle hinter dem heutigen Kloster im Rotbachtobel. Um 1379, im Vorfeld der Appenzeller Kriege, schenkte der St.Galler Abt Kuno von Stoffeln diesen Waldschwestern eine dem Stift gehörende Hofstatt. Er gründete dieses Kloster auf der ersten Anhöhe über St. Gallen, von der aus man einen fast direkten Blick nach Appenzell hat. Kuno von Stoffeln stärkte mit diesem Vorposten die Position der Abtei St. Gallen.

1379

Gründung

Der St. Galler Abt Kuno von Stoffeln schenkte den Waldschwestern in «Wunnenstein» eine dem Stift gehörende Hofstatt. Bevor den Schwestern eine eigene Kapelle zur Verfügung stand, besuchten sie den Gottesdienst in der Kirche St.Laurenzen in St.Gallen.

1456

Brand

1456 brannte das Schwesternhaus samt Kapelle bis auf die Grundmauern nieder. Kurz darauf wurde die Anlage wieder neu erbaut.

Die Reformation

1517 machte Martin Luther seine reformatorischen Thesen in Wittenberg publik. 1518 kehrte der Humanist und Arzt Vadian von Wien nach St.Gallen zurück. In der St.Galler Bevölkerung war das Interesse an den Thesen Luthers und der Reformation gross. Die Unruhen wuchsen. Bald gab es zunehmend Übergriffe von Befürwortern der Reformation auf kirchliche Personen und Objekte. 1524 reagierte die Obrigkeit der Stadt St.Gallen und führte das sogenannte Schriftprinzip ein. Dieses verlangte eine Rückkehr der Glaubensverkündung zum reinen Evangelium in der Bibel. Die Stadtherren nutzten die fortlaufende Reformation auch, um ihre Macht zu erweitern, vor allem gegenüber der Abtei St.Gallen. So beschloss der Rat Ende Februar 1529 die Aufhebung des Klosters St.Gallen.

1520

Reformation

Die Reformation machte auch vor Wonnenstein nicht Halt: Der Kaplan des Klosters befürwortete die Reformation, heiratete eine Schwester und blieb mit ihr in Wonnenstein. Eine Rotte reformierter Teufner stürmte das Kloster, die Nonnen mussten nach Appenzell fliehen und der Appenzeller Landammann Otmar Kunz veräusserte die beste Liegenschaft. 1529 wurde das Kloster vorübergehend aufgehoben.

1524

Tagsatzung

Zweimal musste sich die eidgenössische Tagsatzung 1524 mit dem Kloster Wonnenstein und dem Begehren der Schwestern auf Wiederherstellung der ordnungsgemässen Situation befassen und den Rat von Appenzell ermahnen. Erst nach der Niederlage der Reformierten im Zweiten Kapplerkrieg 1531 kam das ordentliche klösterliche Leben in Wonnenstein wieder in Gang.

Die Appenzeller Landteilung

Die katholische Reform und die Gegenreformation sind mit der Appenzeller Geschichte der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eng verflochten und umkämpft. So liessen die inneren Rhoden halb vergessene katholische Bräuche wieder aufleben, und die äusseren Rhoden betonten ihre religiöse Eigenständigkeit, was sich bis in alltägliche Angelegenheiten auswirken konnte.

Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an versuchte eine Gruppe von innerrhodischen Politikern, den politischen Verbindungen zu den Innerschweizer Orten eine religiöse Komponente zu geben. Diese wiederum beabsichtigten, Appenzell in ihr Bündnis mit Spanien hineinzuziehen. Von einem solchen Schritt versprachen sich die inneren Rhoden den zunehmenden Finanzproblemen zu begegnen und die katholische Konfession zu festigen. Die führenden Köpfe der äusseren Rhoden leisteten diesen Plänen jedoch hartnäckigen Widerstand.

Der Graben zwischen den im Glauben und in der Aussenpolitik zerstrittenen Appenzellern war nun so tief geworden, dass im Juni 1597 die äusseren wie auch die inneren Rhoden unabhängig der Teilung des Landes zustimmten. Sechs von der eidgenössischen Tagsatzung gewählte Schiedsrichter führten die Verhandlungen mit beiden Parteien und legten am 8. September 1597 den Landteilungsbrief vor, der die endgültige Trennung in zwei Staatswesen in die Wege leitete.

1597

Landteilungsvertrag

Im Landteilungsvertrag wurde der Grenzverlauf nach konfessionellen Kriterien bestimmt. Das Kloster Wonnenstein liegt auf Ausserrhoder Boden. Dennoch blieb die territoriale Zugehörigkeit von Wonnenstein lang umstritten, denn das Kloster wird im Landteilungsvertrag mit keinem Wort erwähnt. Erst 1870 wurde diese Frage geregelt.

1870

Eidg. Bundesbeschluss

Der Bundesbeschluss vom 23. Juli 1870 legt fest, dass Grund und Boden innerhalb der Klostermauern von Wonnenstein als Gebiet von Appenzell Innerrhoden zu gelten haben und dessen Territorialhoheit unterstehen. Hingegen ist aller Grundbesitz ausserhalb der Klostermauern als auf dem Gebiete von Appenzell Ausserrhoden liegend anzusehen.

Hochblüte

Das 17. Jahrhundert führte das Kloster zu einer Hochblüte, personell und finanziell. Wonnenstein stellte Schwestern für andere Klöster zur Verfügung und unter Frau Mutter Magdalena Sutter erreichte das Klostervermögen einen Höchststand. Baufälligkeit und beschränkter Raum sowie die günstige wirtschaftliche Lage waren die Auslöser für einen Gesamt-Neubau des Klosters.

1685-1688

Kloster-Neubau

Der Neubau wurde an der Stelle der ersten Ordensniederlassung errichtet, zuerst das Beichtigerhaus, dann die Konventsgebäude, schliesslich die Kirche, deren Baugrund teilweise als Steinbruch diente. Am 27. Oktober 1687 konnten die Schwestern aus dem fast 330 Jahre alten zweiten Konvent ins neue Kloster einziehen.

1712

Die Zürcher kommen!

1712 fürchteten die Schwestern einen Überfall der Zürcher, welche im Toggenburger Krieg das Kloster Magdenau besetzten und Richtung St.Gallen marschierten. In Wonnenstein wurden viele Wertgegenstände vergraben, die kostbarsten Kirchenschätze nach Appenzell gebracht, wohin auch die Schwestern flüchteten.

20. Jahrhundert:
Höhepunkt und Niedergang

1938 umfasste der Konvent 47 Schwestern, ein absoluter Höhepunkt in der Geschichte von Wonnenstein. Dennoch war dies auch der Anfang vom Niedergang.

Nach 1964 konnte die Klostergemeinschaft keinen Neuzugang mehr vermelden. Der personelle Rückgang hatte zur Folge, dass wichtige Bereiche wie die Paramenten-Stickerei nicht mehr ausgeführt werden konnten. Der Landwirtschaftsbetrieb ist seit über 20 Jahren verpachtet. Im Jahr 2010 lebten noch fünf Schwestern im Kloster, 2019 noch deren drei.

Nach dem Tod der letzten Frau Mutter Gabriela Hug im Januar 2020 erklärte der zuständige Bischof von St.Gallen die Klostergemeinschaft als faktisch aufgelöst. Derzeit lebt noch eine Schwester im Kloster.

Doch Wonnenstein lebt weiter!

2014 trat der von den letzten Schwestern gegründete Verein Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein in die zivilrechtliche Nachfolge des Klosters ein.

Wonnenstein hat eine besondere Bedeutung – kulturell und historisch –, und zwar für die ganze Region, vom Alpstein über die Abtei St.Gallen bis zum früheren Bischofssitz in Konstanz. Es ist das Ziel des Vereins auf der Grundlage eines Masterplans einerseits das gesamte Klosterareal zu erhalten, andererseits die Weiterführung eines kontemplativen Lebens innerhalb der Klostermauern zu ermöglichen.

Mit der Kirchenrestaurierung will der Verein Kloster Wonnenstein die besondere Bedeutung dieses Klosters für die ganze Ostschweiz, historisch wie auch im Hinblick auf die Zukunft, wieder breit bekannt machen.